Immer mehr junge Menschen suchen Rat bei KI-Systemen – bei Schulstress, Liebeskummer oder Einsamkeit. Chatbots wie ChatGPT oder Replika werden zu digitalen Gesprächspartner:innen, die „immer zuhören, nie urteilen“. Studien zeigen, dass Jugendliche mit KI über Sorgen sprechen, weil sie dort Empathie und Verständnis erleben – aber auch, weil reale Unterstützung oft schwer erreichbar ist.
Doch was bedeutet das für uns als Fachkräfte in Beratung, Therapie und Jugendhilfe?
Im Online-Fachtag in Kooperation mit der DGSF (Deutsche Gesellschaft für systemische Therapie und Forschung) nehmen wir die aktuellen Erkenntnisse aus Forschung und Praxis unter die Lupe:
- Warum entwickeln junge Menschen emotionale Beziehungen zu KI?
- Welche Bedürfnisse, Wünsche und Lücken stehen dahinter?
- Wo liegen Chancen und wo klare Grenzen?
- Wie verändert KI unsere Beratungs- und Beziehungskultur?
Wir diskutieren, welche Konsequenzen diese Entwicklungen für die Soziale Arbeit, die offene Jugendarbeit und die psychosoziale Beratungspraxis haben und welche Kompetenzen Fachkräfte jetzt brauchen, um auf diese neuen Realitäten reagieren zu können.
Ziele des Fachtags
- Sensibilisierung für das Phänomen „Beziehung mit KI“
- Verstehen jugendlicher Nutzungsmotive und Kommunikationsformen
- Erkennen von Chancen und Risiken für Beratung, Therapie und Pädagogik
- Entwicklung eigener professioneller Haltungen im Umgang mit KI
- Förderung von kritischer Medienkompetenz bei Fachkräften und Jugendlichen
Programm
13.45 Uhr Ankommen/Technik-Check-In
14 Uhr Begrüßung
14.15 Uhr Impuls-Vortrag Stefan Kühne (Experte für Onlineberatung, Künstliche Intelligenz, Digitale Soziale Arbeit): Beziehungsgestaltung von Kindern und Jugendlichen mit KI-Systemen
15.15 Uhr Reaktionen/Impulse
15.30 Uhr Pause
15.45 Uhr Impuls-Vortrag Mara Stieler (Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Institut für E-Beratung) & Doktorandin (Universität Bamberg): Neue Beziehungsräume? KI-gestützte Kommunikation junger Menschen und ihre Bedeutung für professionelle Beratungspraxis
Immer mehr Jugendliche nutzen KI-Chatbots nicht nur für Schulaufgaben, sondern auch als scheinbar verständnisvolle Gesprächspartner bei persönlichen Anliegen. Diese digitalen Beziehungen verändern die Alltagsbewältigung junger Menschen und stellen neue Anforderungen an die professionelle Beratung. Der Vortrag beleuchtet praxisnahe Einsatzmöglichkeiten von KI in der Beratung und diskutiert, wie eine adressat:innenorientierte Praxis gelingen kann, zwischen echter Beziehung und digitalen Lebenswelten.
16.45 Uhr Fach-Diskussion mit Heike Brose (Leiterin ISTB Rhein-Main, Neurodidaktikerin) und Jörg Kleinschmidt (Supervisor, Sportwissenschaftler und Neuropsychologe): Digitale Dopaminkicks und virtuelle Freunde – wie exzessiver Medienkonsum Gehirn und Beziehungen von Jugendlichen verändert
Digitale Medien greifen tief in die neurologische Entwicklung Jugendlicher ein, besonders in Phasen intensiver Nutzung oder bei der Verschiebung sozialer Bindungen hin zu KI-Systemen. Was passiert im Gehirn, wenn Belohnung, Anerkennung und Beziehungserleben zunehmend über Bildschirme und Chatbots statt in realen Kontakten stattfinden? Der Vortrag gibt einen kompakten fachlichen Einblick in neurobiologische und psychologische Prozesse, z. B. im Dopaminsystem und der Emotionsverarbeitung und lädt anschließend zur gemeinsamen Diskussion ein: Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf Beziehungsfähigkeit, Impulskontrolle und soziale Teilhabe? Und wie können Fachkräfte in Pädagogik und Jugendhilfe angemessen darauf reagieren, ohne moralisch oder technikfeindlich zu agieren?
17.45 Uhr Resonanz, Ausklang
18 Uhr Check-Out
